Ein Gesicht für Würzburg
Ähnlich der Franconia, stellvertretend für Franken, der Bavaria (Bayern) oder Germania (Deutschland), hatte man „Wirceburgia“ als Symbolfigur erdacht, um unsere Heimatstadt Würzburg als Person darzustellen. So gab es bis 1945 in unserem Stadtbild an mehreren Stellen Wirceburgia-Figuren, wie z.B. auf dem Rathausgiebel in der Karmelitenstraße oder auf dem Luitpold-Denkmal am Bahnhof.
Paritätisch-jüdische Studentenverbindung Wirceburgia
Als wir 1993 die Abituria für Abiturienten aller Würzburger Gymnasien öffneten, wählten wir „Wirceburgia“ aus einem anderen Grund als zusätzlichen Namensbestandteil. Zwei Abiturianer jüdischen Glaubens traten nach ihrer Reifeprüfung der damaligen Studentenverbindung „Wirceburgia“ bei: Dr. Adolf Lustig (Abituria-Gründungsmitglied, Abitur 1911) und Fritz „Fred“ Sonder (Abitur 1919).
Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, mit unserem Zweitnamen an die akademische Wirceburgia zu erinnern. Diese formierte sich im Jahr 1885 als Reaktion auf die antisemitische Bewegung der wilhelminischen Zeit. Wirceburgia gehörten überwiegend Mitglieder jüdischen Glaubens an, weswegen die Vereinigung vom NS-Regime 1933 gewaltsam aufgelöst wurde.
Seit unserer Umbenennung halten wir die Erinnerung an die akademische Wirceburgia und an die Abiturianer jüdischen Glaubens wach. Dazu einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit:
- Abituria-Chronik zur 100-Jahrfeier 2010: Kurzbiographien über die Abiturianer jüdischen Glaubens und Beitrag über die Geschichte der akademischen Wirceburgia (siehe Download)
- November 2012: Rede über Dr. Adolf Lustig, Abiturianer und Mitglied der akademischen Wirceburgia, auf unserer Gründungstagskneipe (veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 66, Februar 2013)
- Juni 2013: Prof. Dr. Friedhelm Brusniak hält die Festrede auf unserem 103. Stiftungsfest und berichtet über das von ihm wiederentdeckte Bundeslied und den Bundesmarsch der akademischen Wirceburgia (veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 67, September 2013), seitdem haben wir das Wirceburgia-Bundeslied wiederholt auf Abituria-Veranstaltungen gesungen als besondere Art der Wertschätzung und Erinnerung an die akademische Wirceburgia
- November 2013: Besuch des jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums Shalom Europa mit Führung durch Prof. Dr. Dr. Karlheinz Müller (Bericht veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 68, Februar 2014)
- November 2013: Rede auf unserer Gründungstagskneipe über Alfred Pflüger, der 1993 „Wirceburgia“ als Zweitnamen der Abituria vorschlug (veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 68, Februar 2014)
- September 2014, Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 69: Veröffentlichung eines für das Abituria-Archiv erworbenen Gruppenfotos der akademischen Wirceburgia von 1909 (siehe unten und Download)
- Februar 2016, Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 72: Bericht über Archivalien der akademischen Wirceburgia, die im Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg (IfH) und in einer Privatsammlung aufbewahrt sind
- September 2016, Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 73: Bericht über drei aktuelle Beiträge zum jüdischen Korporationswesen, veröffentlicht in Band 61 des Jahrbuchs des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung; wir stellten zur Illustration aus dem Abituria-Archiv unentgeltlich zwei Couleurkarten der akademischen Wirceburgia zur Verfügung
- Jahresbeginn 2017: aus verschiedenen Sammlungen erfassten wir Couleurkarten der drei Würzburger jüdischen Studentenverbindungen Salia, Veda und Wirceburgia als elektronische Scans und stellten diese dem Institut für Hochschulkunde, Shalom Europa und dem Johanna-Stahl-Zentrum für weitere wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung (Bericht veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 74, März 2017)
- März 2019: wir unterstützten Prof. Dr. Matthias Stickler mit Material aus dem Abituria-Archiv für seinen Vortrag „Akademischer Antisemitismus und jüdisches Verbindungswesen“ am 18.03.2019 im jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrum Shalom Europa (Bericht veröffentlicht im Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 79, September 2019)
- September 2020, Abituria-Mitteilungsblatt Nr. 81: Erinnerung an unsere Toten des vor 75 Jahren zu Ende gegangenen 2. Weltkriegs, darunter an unsere Bundesbrüder jüdischen Glaubens Arnold Reinstein und Dr. Oskar Stern, die durch die NS-Machthaber während der Schoah ihr Leben verloren
Gruppenfoto der akademischen Wirceburgia aus dem Jahr 1909
Wirceburgia-Verbindungshaus in der Mergentheimer Straße
Couleurkarte der akademischen Wirceburgia aus dem Jahr 1908
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